19-12-01 wirklich angenommen
Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Lukas 2,6–7
Obwohl in diesen Tagen viele Leute sichtlich gestresst unterwegs sind, halten die meisten daran fest: Weihnachten ist das Fest der Liebe, der Freude, der Besinnlichkeit. Die Frage ist nur: Wie holen wir diese Werte wieder in die Mitte unserer weihnachtlichen Erwartungen? Vielleicht hilft uns die Erinnerung an das erste aller Weihnachtsfeste. Als Maria erfuhr, dass sie Mutter werden würde, begab sie sich in die Stille der judäischen Berge zu ihrer Verwandten Elisabeth, um sich in aller Ruhe auf die Ankunft ihres Sohnes vorzubereiten. Danach kehrte sie nach Nazareth zurück, um von dort mit Josef nach Bethlehem aufzubrechen. Hier erlebte Maria ihre Niederkunft. Sie schenkte ihrem ersten Kind das Leben. Doch nicht nur das. Der erste Liebesbeweis, der Jesus zuteilwurde, war, dass er von Maria gleich nach seiner Geburt in Tücher gewickelt wurde, um ihn vor der Kälte zu schützen. Das war mehr als nur zweckmäßig. Ein neugeborenes Kind schützend einwickeln und es in die Arme nehmen heißt: Du bist angenommen, geliebt und willkommen. Das ist die Botschaft, die wir in dieser Adventszeit einander vermitteln und miteinander leben dürfen. Es ist diese Liebe und das Bewusstsein des Angenommenseins, das Maria damals Jesus in die Wiege legte und ihm für das Leben mitgab. Auch wir brauchen Zeiten der Stille und des Alleinseins, um uns in Gott wiederzufinden. Wir brauchen Momente der Besinnung, um uns des Grundes und der Tragkraft unseres Daseins zu vergewissern. Es muss um uns stille sein, damit wir auch innerlich zur Ruhe kommen und Gottes Anrede vernehmen können. Wer so in Gott zur Ruhe kommt, entdeckt den Reichtum des „inwendigen Menschen" (Eph 3,16) und gewinnt die Kraft, für andere da zu sein. Als Jesus später in der Stille der Wüste beim Beten von seinen Jüngern überrascht wurde, sprach er zu ihnen: „Lasst uns anderswohin gehen, in die nächsten Orte, dass ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen." (Mk 1,38) Lasst uns in der neu gewonnenen Kraft der Liebe aufeinander zugehen; denn dazu hat uns Christus angenommen, damit wir lieben und geliebt werden. Wo immer das uns zuteilwird, ist Weihnachten. Thomas Domanyi