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19-08-04 Was Du nicht willst, was man Dir will ...

Autor: caspar 04.08.2019

Und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient. Philipper 2,4
Ein brasilianischer Tourist wollte im November 2016 ein besonderes Selbstporträt im Nationalmuseum für altertümliche Kunst in Lissabon aufnehmen. Er posierte vor einer 300 Jahre alten Statue, um mithilfe seiner Handykamera ein „Selfie" aufzunehmen. Dabei kam es zu einem folgenschweren Missgeschick. Fixiert auf sein Smartphone kam er dabei zu nah an die Statue und stieß sie vom Sockel. Sie zerbrach in viele Stücke.
Wir mögen eine solch dumme Unachtsamkeit mit Kopfschütteln quittieren. Ich frage mich aber, ob ich nicht manchmal selbst ähnlich handle. Verursache ich bei anderen nicht auch Schäden, indem ich nur auf mich schaue?
Paulus ermutigte die Gläubigen in Philippi, ihren Blick von sich weg und stattdessen auf den anderen zu richten. Jesus handelte ebenso nach der Goldenen Regel: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." (Mk 12,31) Auch mein Nächster ist „kunstvoll gebildet" (vgl. Ps 139,15 NGÜ). Deshalb verdient er meinen Respekt, auch wenn seine „Kunst" nicht immer meinen Geschmack treffen mag.
Seit dem ersten „Selfie-Unfall" im Garten Eden ist es ein Grundproblem des Menschen, dass er zunächst mit sich selbst beschäftigt ist. Luther hat das – 500 Jahre vor dem Smartphone! – einmal so formuliert: „Der Mensch ist so sehr in sich selbst verkrümmt, dass er nicht nur die leiblichen, sondern auch die geistlichen Güter sich selbst zudreht und sich in allem sucht."
Ich muss aber nicht mit mir selbst beschäftigt bleiben. Dort, wo ein Bruch entstanden ist, kann Gott ihn heilen und verbinden. Was Paulus an die Gläubigen in Rom schrieb, ist auch im Zeitalter des Selfies noch wahr, in dem die Fremdwahrnehmung oft nicht weiter reicht als eine Armlänge: „Niemand von uns lebt für sich selbst." (Röm 14,7 GNB)
Als Christ bin ich aufgerufen, meinen Blick für meine Umwelt und die Folgen meines Handelns zu schärfen: „Achtet alle Menschen und liebt eure Brüder und Schwestern!" (1 Ptr 2,17 Hfa) Meine Achtung und mein Respekt sollen nicht einmal vor Fremden und Feinden Halt machen! Das ist schwer.
Herr, lass meine Wahrnehmung weiter reichen als einen Selfie-Stick. Lass meine Arme ausgestreckt sein für meinen Nächsten.


Daniel Wildemann
© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung

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