Jesus ist das größte Geschenk
Weihnachtsgottesdienst in Landshut am 24.12.2014 © Stephan G. Brass
Guten Abend, liebe Gemeinde,
guten Abend, Nachbarn, Gäste, Freunde und Familie,
Frohe Weihnachten euch und ihnen allen.
In den vergangenen Tagen bin ich mehrfach gefragt worden, ob mir denn bewusst sei, dass Weihnachten ein heidnisches Fest sei. Hinter der Frage stand die Sorge, was wir als Christen denn eigentlich tun, wenn wir Weihnachten und somit auch einen Weihnachtsgottesdienst zelebrieren.
Die Fragesteller hatten sich offensichtlich intensiv mit dem Thema beschäftigt und ließen mich wissen, dass am 25. Dezember ja ursprünglich das Fest der Wintersonnenwende gefeiert wurde. Vom römischen Kaiser verfügt. An diesem Tag wurde natalis solis invicti, der Geburt der unbesiegten Sonne gedacht.
Weiter wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass Jesus ja nicht am 25. Dezember geboren sei und in der Bibel kein Hinweis auf die Feier des Geburtstags Jesu zu finden sei.
Ja, all‘ das ist mir bekannt. Und ich weiß auch, dass im Aufschwung des Christentums unter Kaiser Konstantin im Jahre 336 nach unserer Zeitrechnung als Gegenpart zum Heidentum die Feier der Wintersonnenwende als Gedenken an die Geburt Jesu verordnet wurde.
Herausgebildet haben sich im Laufe der Jahrhunderte die verschiedensten Gebräuche, Traditionen und Riten. Zum einen ist da das unterschiedliche Datum der Feier an sich: wir zelebrieren die Geburt Jesu am 24. Dezember, in den angelsächsischen Ländern ist es der 25. Dezember und in der Ostkirche wird erst am 6. Januar gefeiert. Das liegt zum Teil auch daran, weil lange Zeit der 25. Dezember des Julianischen Kalenders auf den 6. Januar des Gregorianischen Kalenders fiel.
In der römischen Welt war die Zeit, die dem Sonnengott geweiht war eine Zeit, in der die Häuser mit grünen Zweigen und Lichtern dekoriert wurden. Die zeitliche Parallele zum jüdischen Chanukkafest, dem Fest mit vielen Lichtern, hat sicherlich nur wenig Einfluss darauf, dass wir unsere Wohnungen, Städte und Einkaufspassagen ideenreich beleuchten.
Auch aus der römischen Zeit und später dann beim keltischen Julefest wurden immergrüne Bäume geschmückt, da sie offenbar die Kraft hatten, die „dunkle“ Jahreszeit schadlos zu überstehen. Der Christbaum hat also ebenfalls nichtchristliche Ursprünge. Und was die Geschenke angeht, so waren sie ebenfalls Teil des Saturnfestes in der römischen Welt und wurden Kindern und Armen überreicht. Doch hier könnte ich auch noch einen biblischen Bezug herstellen, denn im Matthäusbericht über die Geburt Jesu bringen die Weisen aus dem Morgenland dem neugeborenen Kind Geschenke.
Und was mache ich nun mit alledem? Bringt es mich dazu, mich aus der Tradition auszuklinken? Muss ich ein Zeichen dagegen setzen? Ein Zeichen gegen die Säkularisierung eines christlich orientierten
Geschehens? Ein Zeichen gegen die Kommerzialisierung? Ich kann das tun, aber was hilft es mir? Die halbe Republik nutzt diese Tradition und geht an diesem Tag in die Kirche. 40 Millionen Bundesbürger sind an Weihnachten in irgendeinem christlich geprägten Gottesdienst zu finden. Soll ich mir diese Gelegenheit entgehen lassen, um auf das größte Geschenk aufmerksam zu machen, dass es überhaupt in dieser Welt gibt? Ich will und kann es nicht.
Und deshalb möchte ich diese Gelegenheit wahrnehmen – die Gelegenheit, wo ihr aus Tradition zu diesem Gottesdienst zu Weihnachten kommt ‐ über das großartige Geschenk nachzudenken.
Und ich glaube, ich tue das im Sinne dessen, um den es hier eigentlich geht.
Wir haben eingangs in der Textlesung das Geschenk so beschrieben bekommen:
"16 Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat."
Mit Geschenken ist das so eine Sache. Man kann sie annehmen – zugegeben, oftmals auch gedrungener maßen, um niemanden zu vergrämen – oder man kann sie ablehnen. Heute Morgen noch habe
ich den Bericht eines ehemaligen Kollegen gelesen, der jetzt wieder in die Schlagzeilen kommt. Am 31. Dezember 2013 hat sich Ryan Bell, der ehemalige Pastor der Hollywood Adventgemeinde entschieden,
ein Jahr ohne Gott zu leben. Ein Jahr ohne Bibellesen, ohne Gebet und ohne christliche Rituale. Mal sehen, was er über diese Zeit berichtet.
Keine Frage, ich muss glauben, dass es diesen Gott gibt und dass er etwas für mich tun will.
Wir lesen weiter in Johannes 1:14: "Er, der das Wort ist, wurde Mensch und lebte unter uns. Er war voll Gnade und Wahrheit und wir wurden Zeugen seiner Herrlichkeit, der Herrlichkeit, die der Vater ihm, seinem
einzigen Sohn, gegeben hat." Das ist Gottes Geschenk an uns. Gott ist mitten unter uns. Aus dem Universum einer heilen Welt nicht in eine Käseglocke, sondern mitten in unsere Welt, in unsere Gebräuche und unsere Traditionen. Ja, die Bibel erwähnt sogar, dass er das Channukkafest mitfeierte. Gott wurde uns nahe. Er ist Gott mit uns. Und diesem Sinn geben wir Weihnachten, ganz gleich, aus welcher Tradition es entsprungen ist.
Sollen wir die Gelegenheit auslassen, um auf dieses einzigartige Geschehen hinzuweisen?
Aber wir bleiben da nicht stehen. Das Jesuskind – so schön auch die vielen Krippen gestaltet sind – ist nicht mehr in der Krippe. Jesus ist kein Baby mehr. Das Geschenk Gottes ist weitaus größer.
Dieser Jesus hat gelebt, gewirkt und hat sich selbst geopfert. Von diesem Jesus heißt es, dass er wiederkommen will. Er will den Menschen aus seinem Dilemma befreien.
Die Botschaft lautet: "Jesus ist von euch fort in den Himmel geholt worden. Eines Tages wird er genauso wiederkommen, wie ihr ihn habt fortgehen sehen!" (Apostelgeschichte 1:11b)
Die Zeit, in der wir jetzt leben und auf die Wiederkunft Jesu warten nennen wir Advent – Adventszeit. Das ist die wahre Adventszeit und nicht die Traditionen, die sich in der Vorfreude auf Weihnachten entwickelt haben. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hat es in mehreren Interviews und in der Parteitagsrede formuliert: „Die Welt liegt im Argen“. Von der Ukraine‐Krise, dem Ebola‐Ausbruch in Afrika, dem brutalen Vorgehen der ISIS‐Kämpfer mit den Enthauptungen von Gegnern und Vergewaltigung und Versklavungen von Kindern und jungen Mädchen, bis hin zur weltweiten Einschränkung von Persönlichkeitsrechten im vermeintlichen Kampf gegen den Terror und dem starken Verfall jahrtausendealter Werte – es trifft zu: die Welt liegt im Argen. Flüchtlingsdramen geschehen nicht mehr fernab von unserer Welt, sondern sind bis in unsere Nachbarschaft vorgedrungen.
Nichts scheint mehr stabil zu sein. In das Dilemma dieser Welt hinein kommt das zweite Geschenk Gottes: er macht Schluss mit alledem und wird wiederkommen. Und der Advent will uns darauf vorbereiten.
Fernab aller Diskussionen, ob Christen Weihnachten feiern sollen oder nicht ist die Tatsache wichtig, dass Gott wiederkommt und diesmal das lang ersehnte Reich aufbauen wird. Die Bibel nennt das neue Erde. Und wenn wir Weihnachten nutzen, darauf aufmerksam zu machen, dann haben wir recht getan.
Deshalb möchte ich es noch einmal deutlich sagen. Jesus ist auf diese Erde gekommen. Es ist Gottes erstes Geschenk an uns Menschen. Und sein Kommen auf diese Erde ist gewissermaßen ein Faustpfand, dass er auch ein zweites Mal wiederkommen wird. Das ist sein zweites Geschenk.
"16 Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat. Jeder von uns hat die Wahl, Gottes Geschenk anzunehmen oder nicht. Ewige Gemeinschaft mit Gott steht jedem in Aussicht, der diesem Gott glaubt und vertraut. Denn: 17 Gott sandte seinen Sohn nicht in die Welt, um sie zu verurteilen, sondern um sie durch seinen Sohn zu retten."
Das ist die Botschaft. Das ist sein Geschenk. Das ist Weihnachten.
Und dazu möchte ich jede Gelegenheit nutzen, um das zu verkündigen. Auch wenn der Ursprung von Weihnachten ganz und gar nicht christlich ist.
Ich fasse zusammen: In Jesus ist Gott dem Menschen nahe gekommen.
Jesus ist das größte Geschenk in dieser Welt. Und dieser Jesus wird wiederkommen – damit diese Welt im Argen ein Ende findet und jeder, der will, mit Gott in Ewigkeit leben kann.
Denken wir daran, wenn wir diese Weihnachtstage verleben.
Denken wir daran, wenn wir schenken.
Und vergessen wir dabei nicht – sein größtes Geschenk anzunehmen.