19-04-28 Alles ganz neu!
Siehe, ich mache alles neu! Offenbarung 21,5
„Alles neu macht der Mai." Dieser Satz weckt bei mir Assoziationen zu der erwachenden Natur. Ich bin in Gedanken unterwegs, habe einen von Blüten überfüllten Forsythienstrauch vor Augen, lausche einem morgendlichen Drosselkonzert oder habe den Duft von Rosen in der Nase. Die Haut sehnt sich nach dem prickelnden Wohlgefühl der Wärme – typisch Monat Mai! Gott schöpft aus dem Vollen: Jede Blüte hat ihre Farbe und Form, jede Vogelmelodie, jeder Duft und sogar jeder Sonnenstrahl ‒ sie alle sind Unikate. Gott zeigt seine Liebe zum Detail. Er putzt die Natur heraus. Unsere Frühjahrsputzaktivitäten versuchen zwar, mit allerlei Farbe verkommene Oberflächen wieder ansehnlich zu machen. Dabei kann aber nicht die Rede davon sein, alles neu zu machen.
Beim genauen Betrachten zeigt sich, dass auch unser Leben ein neues Outfit nötig hat. Unser Augenmerk gilt dabei jedoch zumeist in erster Linie unserer Haut, was die Kosmetikindustrie freuen dürfte. Dennoch ist der Zerfall nicht zu stoppen. Es kommt nach und nach zu Defiziten in den Bereichen Gesundheit, Fitness und Attraktivität. Was wir auch unternehmen, wir haben einen Organismus mit Verfallsgarantie.
In Psalm 90,12 steht: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden." Wir alle teilen dieses Los. Wobei sterben zu lernen kein Schnellkurs ist. Dem jungen Leser scheint es noch weit weg. Aber die Vergänglichkeit wirft einen Schatten auf unsere irdische Freude.
Gottes Versprechen „Siehe, ich mache alles neu" will sagen, dass er einmal unseren Grenzen ganzheitlich begegnen wird. Es geht dabei um eine Welterneuerung, in der es keine Vergänglichkeit, keine Flickschustereien, keine Improvisationen, keine Zitterpartien und auch keine ängstigenden, qualvollen Situationen mehr geben wird. Dort braucht es keine Krankenhäuser, keine Friedhöfe, keine bitter schmeckenden Medikamente und keine Halbgötter in Weiß mehr, weil dann seine „Hütte" für immer bei uns ist. Ich weiß noch nicht, wie Sterben „geht", aber ich weiß, dass es nicht das Letzte sein wird.
Sicher hält der Monat Mai schöne Tage bereit. Atme auf, beobachte und staune, wie genial Gott alles erneuert. Aber nicht der Mai macht alles neu. Unser Herr und Gott allein ist es – auch am Ende der Zeit.
Jürgen Weller