25-11-02 in Gottes Hand
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Meine Zeit steht in deinen Händen. Psalm 31,16
Es war in einem Schlossmuseum, in dem ich zwischen historischen Dingen herumstöberte. Spieße, Truhen und Gemälde entführten mich gedanklich in eine längst vergangene Zeit. Am Ende des Rundganges schloss sich unerwartet eine Sonderausstellung über Uhren an. Zeitmesser aller Art waren da zu sehen, Taschen-, Wand- und Tischuhren in jeder Form, Größe und Ausführung. Besonders beeindruckend war eine ehrwürdige Standuhr, die von Zeit zu Zeit mit ihrem Schlagwerk akustisch auf sich aufmerksam machte. Uhren sind nicht die Zeit. Sie weisen nur unbarmherzig darauf hin, was gerade die Stunde geschlagen hat.
Solange ich denken kann, stehe ich mit der Zeit auf Kriegsfuß. David, von dem der Andachtstext stammt, ging es vielleicht ähnlich. Er war zwar als König mächtig, hetzte aber oft durch sein Leben, und er kannte Konflikte, Krankheiten und Zwangslagen. Es gab für ihn nur wenige Momente zum Aufatmen.
Wie kommt es nur, dass wir uns im Zusammenhang mit unserer Zeit oft unwohl fühlen? Unser Leben war auf „ewig“ programmiert, doch der Sündenfall war die Geburtsstunde der Zeit, die uns die Endlichkeit bescherte. Die Teilhabe an der Ewigkeit ging verloren und wir gerieten in die „Zeitmaschinerie“. Wir spüren Stress und Hetze und wünschen uns eine Befreiung von dem Druck der Zeit. Wir reden gern von „Freiräumen“. Wir suchen ein Ventil gegen Überlastung. Wir wünschen uns eine Nische - die Freizeit.
Die Freizeit unterliegt aber häufig dem Zwang, nichts verpassen zu wollen. Deshalb bringt sie oft nicht den erwünschten Effekt.
Warum fällt uns der Umgang mit der Zeit nur so schwer? Weil wir sie gern „in der Hand haben“ wollen. Unsere Pläne, Ziele und Sehnsüchte führen vielfach zu falschen Prioritäten. Auch bei David war das so. Um- und Irrwege gingen zu Lasten seiner Familie und letztlich auch seiner Regentschaft, bis er begriffen hatte, was wirklich zählt. „Meine Zeit steht in deinen Händen“ war seine befreiende Erkenntnis. Deshalb konnte er sich auch in schwierigen Lagen Gott anvertrauen und auf ihn hoffen (lies Psalm 31).
Unter wessen Regie steht unsere Zeit? Mit welchen Inhalten füllen wir sie? Das unterliegt zum großen Teil unserer eigenen Entscheidung.
Diesen Tag möchte Gott füllen helfen, damit uns der Umgang mit unserer Zeit besser gelingt. Und was auch kommen mag - wir können uns ihm anvertrauen.
Jürgen Weller
© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung
Die hier wiedergegebene Andacht ist aus dem Andachtsbuch des Advent-Verlag Lüneburg entnommen. Die folgenden Links führen zu verschiedenen Versionen des aktuellen Andachtsbuchs: als Buch, als PDF.
