23-08-20 Ja, er lebt noch ...
Es saß aber ein junger Mann mit Namen Eutychus in einem Fenster [...] vom Schlaf überwältigt fiel er hinunter vom dritten Stock und wurde tot aufgehoben. Sie brachten aber den jungen Mann lebend herein und wurden nicht wenig getröstet. Apostelgeschichte 20,9.12
Er sitzt ganz oben am Fenster. Von da aus überblickt er alles und kann immer wieder einen Blick nach draußen werfen. Er sitzt in einer dunklen Ecke, damit niemand ihn sieht. Vielleicht traut er sich auch nicht unter die Heiligen, denn er fühlt sich nicht gut genug. Oder ganz einfach: Die Stammplätze vorne sind alle reserviert – kein Platz für Eutychus. Eutychus, gibt es den auch in deiner Gemeinde? Einen Jugendlichen mit einem Bein drin und einem draußen? Der seinen Platz nicht finden kann oder will? Der sich mit seinem Beobachterstatus arrangiert hat? Merkst du, dass er fallen könnte, dass er sich mehr und mehr distanziert? Eutychus ist der Jugendliche aus einer anderen Stadt, der hier studiert und keine gläubigen Studenten kennt. Fühlt er sich in deiner Gemeinde zu Hause? Er, der morgen Arzt, Ingenieur oder Lehrer sein wird: Spürt er, dass sein Potenzial in Gottes Werk gebraucht wird? Er, der als junger Geschäftsmann mit Entscheidungsträgern zusammensitzt, wird er missionarisch unterstützt? Eutychus, das ist der Dauergast, der sich nicht entscheiden kann. Das ist das junge Paar, das in der Krise steckt und sich unbemerkt zurückzieht. Das ist der, der Zweifel an einem Glaubenspunkt hat. Der, der arbeitslos geworden ist und ringt, ob er den nicht sabbatfreien Job annehmen soll oder nicht. Eutychus, das bedeutet „der, der ein brillantes Schicksal hat". Wo sind die Eltern, die ihn damals so genannt haben? Wo ist der Prediger, der ihn getauft hat? Der Jugendleiter, der Diakon? Wer sieht ihn mit den Augen Jesu? Wer gibt ihm die Chance, das zu werden, wofür er auf Erden ist? Eutychus, Zachäus, davon gibt es zu viele. Wo sind diejenigen, die wie Paulus oder Jesus ihre Predigt für sie unterbrechen und sie einladen, herunter- oder hervorzukommen? Oder sollen wir warten, dass sie irgendwann leblos ganz unten landen? Das Happy End ist möglich: „Sie brachten aber den jungen Mann lebend herein und wurden nicht wenig getröstet." Haben wir ein Herz für Eutychus! Rufen wir ihn aus der dunklen Ecke – noch lebt er!
Sylvain Romain
Bibellese:
Morgens: Psalm 110–112
Abends: 1. Korinther 5
© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung
Die hier wiedergegebene Andacht ist aus dem Andachtsbuch des Advent-Verlag Lüneburg entnommen. Die folgenden Links führen zu verschiedenen Versionen des aktuellen Andachtsbuchs: als Buch, als PDF.