23-07-23 Lebensmut
Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Matthäus 5,5.9
Der junge Rabbi aus Nazareth war zweifellos eine beeindruckende Persönlichkeit. Das mussten selbst diejenigen seiner Zeitgenossen zugeben, die seinem Wirken kritisch gegenüberstanden, denn die Fakten sprachen für sich: Die Wunder, die er wirkte, waren keine billigen Taschenspielertricks. Kranke, denen er sich zuwandte, wurden wirklich gesund. Verstorbene, die er berührte, erwachten zu neuem Leben. Einen Prediger wie ihn hatte es nie zuvor gegeben. Selbst einfache, ungebildete Menschen spürten, dass er ganz anders sprach als die Theologen seiner Zeit. Er schwafelte nicht weitschweifig herum, sondern brachte die Dinge auf den Punkt. Seine Worte berührten die Herzen – manchmal so intensiv, dass Tausende sogar Hunger und Durst vergaßen und gleich mehrfach durch ein Wunder von ihm versorgt werden mussten. Als Glanzstück seines Wirkens gilt bis heute die Bergpredigt. In Matthäus 5–7 ist sie uns überliefert, und wann immer ich sie lese, wird mir klar, dass sie für die Zuhörerinnen und Zuhörer Jesu schon damals eine Zumutung gewesen sein muss. Um das zu erkennen, muss man gar nicht bis zur Feindesliebe in Matthäus 5,44 vordringen. Schon die ersten Sätze genügen vollkommen. Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen? Ist das nicht bestenfalls göttliche Zukunftsmusik, ein großer, schöner Traum? In der Welt, die ich kenne, wird über die Sanftmütigen milde gelächelt und oft genug werden sie über den Tisch gezogen, denn es sind die Lauten, die in dieser Welt den Ton angeben, und die Egomanen setzen rücksichtslos ihre Interessen durch. Damit sich das jemals ändert, müssten schon Wunder geschehen. Genau solche Wunder hat Jesus uns versprochen, und ich vertraue seiner Zusage, denn eins dieser Wunder darf ich schon heute erleben: Jeden neuen Tag darf ich in der Gewissheit beginnen, dass der Vater im Himmel mich niemals hängen lässt, sondern jeden Augenblick voller Liebe und Barmherzigkeit auf mich achtet. Nicht erst in der Ewigkeit, sondern schon mitten in dieser kaputten Welt bin ich sein geliebtes Kind, sogar dann, wenn ich mal krumme Wege gehe. Von dieser Gewissheit lebe ich. Ich wünsche sie auch dir von Herzen, denn sie ist die einzige Gewissheit, die wirklich trägt.
Friedhelm Klingeberg
Bibellese:
Morgens: Psalm 37–39
Abends: Apostelgeschichte 26
© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung
Die hier wiedergegebene Andacht ist aus dem Andachtsbuch des Advent-Verlag Lüneburg entnommen. Die folgenden Links führen zu verschiedenen Versionen des aktuellen Andachtsbuchs: als Buch, als PDF.