Aber die Klugen antworteten: „Das können wir nicht. Unser Öl reicht gerade für uns selbst. Geht doch zu einem Händler und kauft euch welches!" Matthäus 25,9 (Hoffnung für alle)

Gestern blieb die Frage offen, was Jesus meinte, als er zusätzliches Öl als Voraussetzung für eine notwendige Vorbereitung auf seine Rückkehr nannte. In der Bibel hat Öl stets etwas zu tun mit Salbung, Geist, Begabung, Königen, Priestern und eben Christus, dem „Gesalbten". Jesus gibt selbst einen Hinweis auf die Deutung im Andachtstext. Das Öl – wofür immer es stehen mag – kann offensichtlich nicht geteilt werden. Ansonsten müssten die „Klugen" eher die „Geizigen" oder die „Egoistischen" genannt werden. Warum kann man dieses Öl nicht weitergeben? Nahezu alles kann man teilen: Geld, Zeit, Wissen. Letzteres wird nicht einmal weniger, wenn man es teilt. Aber eine Sache ist in der Tat nicht teilbar: Es ist der Geist, die Haltung, der Charakter – mein Inneres, der Kern unseres Wesens. Diese Dinge kann man nicht zur Hälfte weggeben und annehmen, der Rest werde schon genügen.

Wie wäre es mit halber Treue? Halbem Glauben? Einem halben Herzen? Wie dumm! Diese „Dummheit" hat aber nichts mit unserem IQ zu tun. Das Wort, das Jesus an dieser Stelle der Erzählung verwendet, verweist auf Herz und Charakter. Er schlussfolgerte: „Deshalb seid wach!" Was nützt jedoch der Aufruf zu wachen, wenn doch eben alle unvermeidlich einschlafen? Ist es möglich, die eine große Ausnahme zu sein? Nein. Dann hätte Jesus falsch erzählt. Einzuschlafen war für die Klugen nicht das Problem, denn sie hatten einen wachen Kopf bei der Vorbereitung! Ihre Hauptsorge war es, während der Vorsorge nicht sorglos und selbstsicher zu sein. „Seid wach!" gilt für die Vorbereitungszeit, das Jetzt. Das „Öl" musste von jemand anderem erworben werden, so unser Andachtswort. Sie setzten damit ihr Vertrauen nicht auf sich, sondern auf den Geist und Charakter Jesu. So waren sie gut vorbereitet und der Bräutigam konnte kommen, wann immer er wollte – kein Problem.

Die Gedankenlosen, Selbstsicheren dagegen meinten, alles zu haben und nichts weiter zu brauchen (vgl. Offb 3,17). Wenn man in der richtigen Kirche ist, kann nichts passieren: „Der HERR ist mitten unter uns, es kann uns nichts passieren!" (Mi 3,11 Hfa) Bei der Vorbereitung auf Jesu Rückkehr zählt jedoch nur eins: Überschätze dich nicht, sondern streck dich aus nach dem „Öl", dem einzig wahren Geist – dem Geist

Christi. Ralf Schönfeld

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