25-09-07 Zweifelsfrei glauben
Petrus stieg aus dem Boot und ging über das Wasser, Jesus entgegen. Als er sich aber umsah und die hohen Wellen erblickte, bekam er Angst und begann zu versinken. „Herr, rette mich!", schrie er. Sofort streckte Jesus ihm die Hand hin und hielt ihn fest. „Du hast nicht viel Glauben", sagte Jesus. „Warum hast du gezweifelt?" Matthäus 14,29-31 (Neues Leben Bibel)
Der Glaube, der sich im Vertrauen zeigt, steht auf der einen Seite, die Vernunft mit ihrer Erfahrung steht auf der anderen Seite, und dazwischen steht der Zweifel. Das griechische Wort für „Zweifeln“ bedeutet „im Zwiespalt“ oder „halbherzig sein“; das heißt ein Mensch, der unsicher ist, ob er mehr vertrauen oder mehr vernünftig urteilen soll, ist ein Zweifler.
Wenn wir eine unvorhergesehene, schwierige Situation bewerten müssen, urteilen wir - wie jeder andere auch - eher aus unserer Erfahrung und unserem natürlichen Gefühl heraus als aus unserem Glauben. Wir zweifeln also spontan - wie damals Petrus.
Petrus war voller Vertrauen, als Jesus ihn aufforderte, aus dem Boot zu steigen. Er stieg über die Bordkante und ging auf dem Wasser. Als er aus den Augenwinkeln die hohen Wellen bemerkte, fing er an, vernünftig zu denken; seine Erfahrung als Fischer machte ihm bewusst, dass Wasser keine Balken hat. Plötzlich war das Wort von Jesus nicht mehr tragfähig genug. Er konnte nur noch schreien: „Herr, rette mich!“ Jesus reichte ihm die Hand und fragte ihn dann: „Warum hast du gezweifelt?“ Wenn wir uns im Zweifel an Gott wenden (durch einen Hilferuf im Gebet), wird der Blick geweitet und das Vertrauen kehrt zurück.
Abraham kamen auch spontane Zweifel, als der Herr ihm und seiner Frau ein Kind trotz ihres hohen Alters ankündigte: „Soll mir mit hundert Jahren ein Kind geboren werden und Sara, neunzig Jahre alt, gebären?“ (1 Mo 17,17) Abraham überwand aber im Blick auf Gottes Macht seine menschliche Unsicherheit schnell wieder, sodass Paulus schreiben konnte: „Er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre und wusste aufs allergewisseste: Was Gott verheißt, das kann er auch tun.“ (Röm 4,19-21)
Der spontane Zweifel blendet Gott zwar momentan aus, leugnet ihn aber nicht. Jesus sprach bei Petrus von wenig Glauben. Spontaner Zweifel muss bearbeitet werden, damit er sich nicht festsetzt und den Glauben auf Dauer schwächt.
Harald Weigt
© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung
Die hier wiedergegebene Andacht ist aus dem Andachtsbuch des Advent-Verlag Lüneburg entnommen. Die folgenden Links führen zu verschiedenen Versionen des aktuellen Andachtsbuchs: als Buch, als PDF.