24-02-25 perfekte Rekonstruktion
Seid fröhlich und jubelt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst. Jesaja 52,9
Zur Fastenzeit 2022 gab es in der Münchner Frauenkirche eine besondere Aktion. In einer Seitennische des Doms war ein Scherbenhaufen aufgebaut, aus vielen kleinen Scherben in unterschiedlichen Farben und Formen. Auf der Texttafel dazu las ich: „Manchmal habe ich das Gefühl, vieles liegt in Scherben ... und es bräuchte einen Scherbenhaufen, auf den ich meine Scherbe legen kann." Angesichts des schrecklichen Kriegs in der Ukraine, in dem Städte zerbombt werden und Menschen ihre Bleibe verlieren, während ich diesen Text schreibe, wird mir bewusst, dass nicht nur Häuser und Städte in Trümmern liegen, sondern auch Menschenleben sich auf vielfältige Weise in Scherbenhaufen verwandeln können. Dazu braucht es noch nicht einmal einen Krieg, die schlimmste Form der physischen Zerstörung. Normalerweise steht jeder von uns irgendwann im Leben einmal vor Trümmern. Ganz besonders wird uns das bei plötzlich hereinbrechenden Katastrophen bewusst, die in kürzester Zeit zerstören können, was wir uns in Jahrzehnten aufgebaut haben. In unserer unvollkommenen Welt zerbrechen Realitäten, Träume, Hoffnungen, Beziehungen ... Neben dem Scherbenhaufen steht ein Korb mit weißen Kerzen. Ich zünde eine Kerze der Hoffnung an und stecke sie zu den anderen brennenden Lichtern in das Sandbecken. Nachdem ich meine Angst, Trauer, Fassungslosigkeit, meine Sprachlosigkeit und Mutlosigkeit symbolisch auf den Scherbenhaufen gelegt habe, blicke ich auf die Kerze mit ihrem Licht, das Wärme und Hoffnung spendet. Ein Ritual, das guttut, ein Symbol dafür, dass wir alle unsere Scherben Gott hinwerfen dürfen und sein Licht unser Leben wieder warm und hell werden lässt. Trümmer, die jubeln, „denn der HERR hat sein Volk getröstet". Was für ein Bild! Wie die Stadt Jerusalem aus Trümmern der Zerstörung wieder aufgebaut wird, fügt Gott auch die Scherben unseres Lebens wieder zusammen, sodass es heil und ganz werden kann. „Ich wohne auch bei denen, die traurig und bedrückt sind. Ich gebe ihnen neuen Mut und erfülle sie wieder mit Hoffnung" (Jes 57,15 Hfa).
Heidemarie Klingeberg
Bibellese:
Morgens: 4. Mose 17–18
Abends: Markus 6,1–31
© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung
Die hier wiedergegebene Andachte ist aus dem Andachtsbuch des Advent-Verlag Lüneburg entnommen. Die folgenden Links führen zu verschiedenen Versionen des aktuellen Andachtsbuchs: als Buch, als PDF.