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23-01-29 Die Liebe baut auf

Autor: caspar 29.01.2023

Herzstein

Wissen kann uns ein Gefühl von Wichtigkeit verleihen, doch nur die Liebe baut die Gemeinde wirklich auf. 1. Korinther 8,1 (Neues Leben Bibel)

Wissen imponiert nicht nur bei Wer wird Millionär?. Nichts scheint schlimmer zu sein, als kalten Kaffee beim Kaffeeklatsch zu servieren, und deshalb heißt die Devise „Überbietung". Überall gilt dieselbe Regel: Wer die neueste Sensation zuerst verkündet, ist vorne im Rennen, während die Nachfolger nur noch Schnee von gestern verbreiten. Aber wie ist es im geistlichen Leben? Macht mich Besserwisserei besser? Wird der Bruder, der die sieben Posaunen endlich geknackt hat, als neuer Wanderprediger gefeiert? Wie gehe ich mit dem Gast um, der im Gesprächskreis „daneben" antwortet? Sind Tauffragen eine Art theoretische Fahrprüfung auf dem Weg nach Kanaan? Nimmt Gott mein Lob an, auch wenn ich den englischen Text beim Singen nicht gut ausspreche? Darf ich Zweifel thematisieren? Paulus bringt es auf den Punkt: Das Wissen bläht auf, aber die Liebe baut auf. Damit löst er den Konflikt zwischen den Schwachen und den Starken: Der eine meint so, der andere meint so. Ein jeder sei seiner Meinung gewiss. (vgl. Röm 14,5) Die Gefahr einer Rechtfertigung aus dem Wissen lauert immer noch. Natürlich sind Fragen zur Musik oder zur Endzeit wichtig, und doch rettet uns keine bessere Interpretation vom Heiligtum, sondern allein das Blut Jesu Christi. Die Liebe baut. Deshalb wird eine Gemeinde, die auf der Liebe gebaut ist, zu einer Schule des Respekts. Dort wird nicht erwartet, dass in den ersten 5 Minuten erfasst wird, was ich erst nach 50 Jahren „in der Wahrheit" glaube, verstanden zu haben. Deshalb: Wo ich manche Ansichten wie Seligkeitsfragen behandle, sollte ich mir überlegen, ob es sich wirklich lohnt, jemanden damit auszugrenzen. An der Liebe – und nicht primär an der Richtigkeit unserer Theologie – soll jeder erkennen, dass wir seine Jünger sind. Das Wissen bläht auf, aber die Liebe baut auf. Wenn wir dieses Prinzip mehr beherzigen, werden manche Streitigkeiten zugunsten eines guten Miteinanders weichen. Vielleicht können wir heute damit anfangen?

Sylvain Romain

Bibellese:
Morgens: 2. Mose 21–22
Abends: Matthäus 20,1–16

© Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung 

Die hier wiedergegebene Andacht ist aus dem Andachtsbuch des Advent-Verlag Lüneburg entnommen. Die folgenden Links führen zu verschiedenen Versionen des aktuellen Andachtsbuchs: als Buch, als PDF.  

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