20-11-15 Der HERR denkt an uns
Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen. Jesaja 49,15
Ich bin vergesslich. Manche Dinge gehen bei mir unter, wenn ich sie nicht aufschreibe. Doch vergisst Papier zwar nicht, lässt sich aber leider stapeln. Was unten liegt, gerät leicht aus dem Blickfeld. Eine Alternative ist das Smartphone: Längst ist es zum persönlichen Assistenten geworden und erinnert an wichtige Termine und Aufgaben. Auch mir hilft es regelmäßig, aber es löst nicht mein Problem der Vergesslichkeit. Es gibt Dinge, die ich unter keinen Umständen vergessen möchte. Dennoch kann es passieren. Warum nur? Der Philosoph Arthur Schopenhauer sagte einmal: „Unser Gedächtnis gleicht einem Siebe, dessen Löcher anfangs klein, wenig durchfallen lassen, jedoch immer größer werden und endlich so groß sind, dass das Hineingeworfene fast alles durchfällt." Keine schönen Aussichten, schenkt man dem Glauben. Vor vier Jahren reiste eine deutsche Konzertviolinistin mit der Bahn zu einer Veranstaltung im Saarland. Kaum ausgestiegen merkte sie, dass sie etwas vergessen hatte: ihr Instrument! Es handelte sich um eine echte Stradivari. 1727 in Cremona gebaut, war die Geige stolze 2,4 Millionen Euro wert! Oh Schreck. Die junge Frau kontaktierte umgehend die Polizei, die feststellte, dass der „betreffende Wagen an einen Zug Richtung Mannheim angehängt worden war. Eine Minute vor Abfahrt des Zuges wurde das Instrument gefunden", lautete es in der Pressemitteilung. Dort im Abteil hatte der Geigenkoffer seelenruhig in der Gepäckablage gelegen. Glück gehabt! Wir können Dinge vergessen, die für uns unheimlich kostbar sind. Und Gott wusste, dass wir sogar ihn vergessen können. Das Schlüsselwort „gedenken" finden wir nicht zufällig über 100 Mal in der Bibel. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass eine Mutter ihr eigenes Kind vergessen kann – aber auch das kann passieren. Doch Gott sagt, es ist noch viel unwahrscheinlicher, dass er uns vergisst. Wer sich an etwas erinnert, der vergegenwärtigt sich eine Sache, Idee oder Person. Auch Gott erinnert sich – an dich. Für ihn bist du heute gegenwärtig, und zwar von Kopf bis Fuß. Ganz ohne Handyerinnerung. Wir sind für ihn weit kostbarer als eine 292 Jahre alte Geige. „Der HERR denkt an uns und segnet uns" (Ps 115,12) – auch heute. Daniel Wildemann